In der bretonischen Künstlermetropole

 

Das tönt ja sehr gewaltig, Künstlermetropole. Die Rede ist von Pont-Aven, einem kleinen malerischen Städtchen, am Fluss Aven gelegen welcher hier in Pont-Aven den Mündungstrichter zum Meer öffnet. Die Fahrt von unserem Platz an der Plage de Trenez führte ein Stück ins Landesinnere. Dies weil der Fluss Belon sich hier breit macht und von der Meeresmündung bis nach Kervignac keine einzige Brücke über den Belon führt. Für uns ja schön, denn so sehen wir etwas vom Land. Bei etwas Nieselregen lässt es sich gut im Womo aushalten und der weitere Weg fällt uns leicht. Am Zielort haben wir bereits von einem einfachen Stellplatz am Waldrand gelesen und diesen als Ziel definiert. Unser Navi hat da wohl wieder mal etwas nicht ganz in unserem Sinne vor. Die angewiesene Abzweigung wurde brav angefahren, um dann gleich in Zweifel zu geraten ob dies jetzt wirklich so eine gute Idee war. Die Einfahrt in das kleine Strässchen war schon sehr schmal und dieses Strässchen zwischen alten Häusern wandelte sich in ein Gässchen, also noch schmaler und ohne Möglichkeit zum wenden. Wenige Zentimeter blieben zwischen Aussenspiegel und Hausmauern. Mittlerweile waren wir schon öfters in solche Situationen geraten, Frankreich ist da nicht so effektiv mit verlässlichen Beschilderungen. Im Gegenzug «übersehe» ich auch gelegentlich gewisse Verkehrszeichen. Sind auch schon an Höhen- und Breitenbeschränkungen vorbei gekommen die eigentlich für uns nicht passierbar gewesen wären (gemäss Beschilderung), wir sind aber immer durchgekommen.

 

Dieser falsch gemeldete Abzweiger war dann am Ende glücklicherweise keine Sackgasse, so konnten wir wieder auf die Hauptstrasse zurück. Die Koordinaten für den Stellplatz erwiesen sich dann als Fehlinformation, beziehungsweise war der Platz durch eine Höhenbeschränkung für alles was über 2 Meter hoch ist beschränkt. Am Stadtrand hatten wir aber noch einen Wegweiser auf einen Stellplatz gesehen und beschlossen nun mal diesen anzufahren. Der Platz erwies sich als perfekte Wahl. Ebener, sauberer Platz, in einem Wohnquartier gelegen, daher auch sehr ruhig. Zu Fuss ein Katzensprung ins Städtchen. Auf dem Weg ins Städtchen sahen wir eine Menschenschlange in einem Hinterhof neben dem Gemeindehaus, alle mit 2 Meter Abstand zueinander und natürlich mit Masken, quer über den Hof. Einige Meter weiter wussten wir dann auch was das bedeuten sollte, es war die Covid-Teststation.

 

Bereits der Weg zur Altstadt von Pont-Aven war gesäumt mit schönen alten bretonischen Steinhäusern. Die einen sehr schön und sanft renoviert, den alten Charakter erhaltend, andere in einem Zustand bei man sich unweigerlich die Frage stellt ob da wahrhaftig noch jemand wohnt. Die Altstadt ist sehr gepflegt und es wurde viel Aufwand betrieben die alten Gebäude in neuem Glanz erstrahlen zu lassen, immer den ursprünglichen Charakter bewahrend. Sehr gelungen, wie wir fanden. Was uns besonders gefiel war das alte, aus dem Mittelalter stammende «Scheisshaus». Direkt über den Aven gebaut für eine unverzügliche Entsorgung der ausgeschiedenen Stoffe. Noch immer ist diese Toilettenanlage in Betrieb, selbstverständlich aber auf den heutigen Stand gebracht und somit gelangt auch nichts mehr in den städtischen Fluss.

 

Eine der prägendsten Figuren in dieser Malerstadt war in den 1880er Jahren der berühmte Maler Paul Gauguin. So war er gemeinsam mit ein paar befreundeten Malern der Antreiber, um den Impressionismus Richtung Synthetismus weiter zu entwickeln. Zahlreiche Maler bieten heute hier Malkurse an und führen Galerien um Ihre Werke auszustellen. Ein Kunstmuseum bietet auch grössere Ausstellungen und es wird mit allen Mitteln versucht den Glanz der alten Geschichte am Leben zu erhalten. In der Hauptreisezeit zieht Pont-Aven sicher viele Menschen an und dementsprechend werden die Gassen und Lokale überfüllt sein. Jetzt war es ruhig, obwohl die Franzosen ihren «Toussaint»-Urlaub hatten, war es angenehm, ohne Hektik, die Stadt zu besichtigen.

 

 

Für den Abend war eine Ansprache von Monsieur Le President Macron angekündigt. Wir waren gespannt auf die Neuigkeiten an Massnahmen, bezüglich Corona, die da verkündet werden sollen. Was, wenn wirklich ein Reconfinement ausgesprochen wird? Was bedeutet dies für uns? Wird es dennoch möglich sein weiterhin zu reisen? Für uns war es eine spezielle Situation. Wie weiter, das war die grosse Frage für uns. Bis anhin fühlten wir uns nie unsicher in Bezug auf die Corona Problematik. Wir konnten uns frei bewegen, die kleine Einschränkung, dass man ab 21 Uhr nicht mehr am Strand sein darf, störte uns nicht sehr. Vielleicht hätten wir das eine oder andere Nachthimmel Foto mehr realisieren können, aber das war ja absolut nebensächlich. Einige Orte, die wir besuchen wollten, liessen wir sein weil es uns teilweise einfach zu vielen Menschen hatte. In unserem Alltag, so wie wir ihn leben, haben wir viel weniger Kontakt zu Menschen als ein regulärer Arbeitsalltag mit sich bringt. Wir können also vielen potenziellen «Gefahrenpunkten» ausweichen und haben so auch keinerlei Bedenken unterwegs zu sein und zu reisen. Tja, nach 20 Uhr kam dann die Meldung, dass Frankreich wieder den Lockdown verhängt. Dies ab Freitag (aktuell war bei uns Mittwoch), es war noch nicht im Detail klar wie heftig die Einschränkungen ausfallen werden, diese sollten am kommenden Tag definiert werden. Jetzt war vieles Ungewiss für uns. Sollen wir zurück in die Schweiz? Wohin gehen wir da? Wie lange könnten wir uns in der Schweiz noch frei bewegen?

 

 

Wie entscheiden wir uns? Viel Diskussionsstoff, viel Ungewissheit.

 

 

Wir haben eine Entscheidung getroffen, ob und wie es weitergeht, berichten wir in unserem nächsten Beitrag.

 

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