Stillstand in Südfrankreich

30.10.2020 – 28.11.2020 Gignac, Département Hérault 34, Region Occitanie

Nun haben wir ziemlich genau 4 Wochen bei unseren Freunden im Maison Catalina*, etwas ausserhalb von Gignac, im französischen Lockdown, dem «Reconfinement» verbracht.

Der Reconfinement bedeutete, dass jegliches Reisen verboten ist. Erlaubt ist der Weg zur Arbeit, zum Arzt/Apotheke, zum Lebensmittel einkaufen, jeweils mit entsprechend ausgefülltem Attest. Ebenfalls erlaubt war pro Tag max. 1 Stunde und max. im Umkreis von 1 Km spazieren/joggen/Fahrrad fahren. Auch hierzu musste jeweils ein Attest ausgefüllt und mitgeführt werden, zusammen mit einem Ausweis.

Die meiste Zeit hielten wir uns auf dem rund 10 ha grossen Grundstück des Maison Catalina auf. Einmal pro Woche fuhren wir mit den Fahrrädern zum Einkaufen, einmal pro Woche gingen wir zusammen mit Andreas und Kathrin auf eine Wanderung in der nahen Umgebung.

Wir konnten ein Zimmer beziehen und kamen so in den Genuss, ein Bad mit Dusche und WC zu benutzen. Etwas mehr Platz tat auch mal wieder gut. Frühstück hatten wir jeweils im Wohnmobil eingenommen, zu Mittag eher selten und wenn, dann nur wenig gegessen. Die Abendessen hatten wir abwechselnd mit Andreas und Kathrin geplant. An einem Abend haben Sie für uns 4 gekocht, darauf kam ein Zwischenabend, am nächsten Abend haben wir für uns 4 gekocht. Gegessen und gekocht jeweils bei ihnen (bei uns im WoMo wär’s logischerweise zu eng gewesen 😉 ), die anderen Abende dazwischen haben wir bei uns im WoMo für uns gekocht und gegessen.

Wir erstellten also einen regelrechten Kochplan und kauften dementsprechend jede Woche gross ein. Dazu hängten wir unseren Fahrradanhänger an Michel’s E-bike und radelten über Feldwege und kleine Nebenstrassen ca. 6 km zum Einkaufszentrum, dem intermarché von Gignac. Da wir, scheinbar im Kopf nach schweizerischen Massstäben gepolt, die Ware mehrfach suchten und im ganzen Laden umher irrten, benötigten wir jeweils um die 3 Stunden inkl. Hin- und Rückfahrt für so einen Marathon-Einkauf. Zum Glück gab es bei der Boulangérie sehr feines Gebäck. Ich kaufte jedes mal für uns je einen «Jésuite», welchen wir dann zurück beim WoMo (einmal auch unterwegs, siehe Foto) genüsslich mit einem handgemahlenen Kaffee genossen.

Kathrin und Andreas sind zwei grossartige Köche, welche vermutlich durch ihre langjährigen Weltreisen inspiriert, oft Neues ausprobieren und sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit, naturbelassen und ökologisch sinnvoll legen. Wir kamen mehrfach in den Genuss von sehr lecker zubereitetem Abendessen, oftmals mit Desserts. Da Andreas ein grosser Kuchenliebhaber ist und Kathrin sehr gerne backt, haben wir festgestellt, dass im Maison Catalina wohl am meisten Kuchen ausserhalb einer Bäckerei hergestellt wird. Wir kennen auf jeden Fall niemanden, der pro Woche ca. 2-3 Kuchen backt.

Auf diesem Grundstück wachsen ziemlich viele Pflanzen. So gibt es mehrere Olivenhaine, welche gepflegt werden wollen. Die Erde ist sehr steinig, was die Pflanze liebt. Jetzt im November werden in der Regel die schwarzen Oliven geerntet. Die Runden sind eher um Olivenöl herzustellen, die Ovalen werden für den Rohverzehr eingelegt. Leider sei die Ernte dieses Jahr mager gewesen, weswegen viele Olivenbauern erst gar nicht zu ernten begannen. Ein Rebberg, welcher biologisch von einem Weinbauern bewirtschaftet wird, ist ebenfalls vorhanden. Sehr viele Steineichen wachsen auf dem Grundstück, viele Gebüsche, Gräser und dornige Niedrigpflanzen, Kakteen, Brombeeren, Erdbeerbäume… auch jetzt im November blühten viele verschiedene Blumen und wenn die Sonne schien, was sie meist tat, fühlte man sich wie im Frühling.

Den Erdbeerbaum (Arbutus) habe ich zuvor noch nie gesehen und hier kennen und lieben gelernt. Die Beeren sind im November/Dezember reif und können, knallrot, geerntet werden. Davon habe ich uns 4 Gläser Konfitüre gekocht. Sie schmeckt ähnlich wie Erdbeere und bereichert seither unseren Frühstückstisch.

Oftmals begaben wir uns mit dem Fotoapparat bewaffnet auf Erkundungstour, fanden Heuschrecken, Laubfrösche, Gottesanbeterinnen, Hornissen… und sogar alte, rostige Autos, welche völlig verwachsen von der Natur zurück erobert werden.

In Concarneau (Bretagne) haben wir vor der Abreise Acrylfarben gekauft. Auf dem Grundstück hier habe ich runde, flache Steine gesucht – gefunden habe ich Steine, jedoch waren sie meist eckig und kantig. Trotzdem habe ich mich mit der Dot-Technik versucht, was zwar nicht so gelang, wie gewünscht, aber na ja – immerhin konnte ich mich etwas verwirklichen 😉

Von zu Hause hatte ich Wolle und Garn mitgenommen und da mir beim Fahrradfahren immer die Ohren abfrieren (ich habe Schneewittchen-Ohren), habe ich mir einen Beanie gehäkelt. Für Michel’s Kopf habe ich ebenfalls eine Häkelei begonnen, jedoch ist mir in der Hälfte die Wolle ausgegangen *lach*… wir werden sehen, ob es mal beendet wird.

Weiter haben wir die Zeit mit Lesen und Zeichnen, Berichte schreiben fürs Internet, Fotos bearbeiten, Zahlungen erledigen (ja der Bürokram hört auch auf «Reisen» nicht auf) etc. ausgefüllt.

Die Wanderungen mit Andreas und Kathrin waren meist, nicht ganz immer, sehr abenteuerlich. Eigentlich hätten wir eine Machete mitnehmen müssen, denn das Gestrüpp war so dicht verwachsen, dass man nur noch gebückt und am Boden nahe, den «Wanderweg» erkennen konnte. Durch steile Bachbette mit grossen Steinen hinab, auf Hügel durch niedrigwachsendes Eichengebüsch, mit grandiosen Aussichten über das umgebende Land. Ich war auf jeden Fall froh um die groben Wanderschuhe mit der harten Sohle, denn der Untergrund war eher wie ein Bergweg, als wie Feld, Wald und Wiese.

Zu Beginn war das Wetter frühlingshaft um die 20 Grad, nur in der Nacht fiel es runter auf ca. 12 Grad. Gegen Ende unseres Aufenthaltes sanken die Tagestemperaturen bei Schönwetter auf 14-16 Grad und in der Nacht auf ca. 8, zwischendurch auch mal auf 3 Grad. An Regentagen, welche doch eher selten vorkamen, wurde es am Tag auch mal kühler. Im Winter sind die Frosttage in Südfrankreich ganz selten.

Da wir nicht im Wohnmobil geschlafen haben, haben wir die Heizung durch die Nacht abgestellt und am Morgen fürs Frühstück angestellt. Meist hat dieses morgendliche Aufheizen gereicht, um zusammen mit der Sonne den Tag durch das Wohnmobil auf angenehmen Temperaturen zu halten.

An einem Nachmittag haben wir 4 zusammen Pétanque, das französische Nationalspiel, gespielt. Andreas und Kathrin sind schon recht geübt, Michel kannte das als halber Franzose gut und bot einen professionellen Abwurf, nur ich war der Laie. Mit viel Glück habe ich keinen Land- und Personenschaden verursacht.

An anderen Abenden sassen wir drinnen und spielten Gesellschaftsspiele oder sahen uns Filme und Fotos von ihren vergangenen Reisen an. www.die-fantastische-reise-des-froschs.ch

-sf

 

*Maison Catalina

www.maisoncatalina.fr Ein bed & breakfast, geführt von unseren Freunden Kathrin und Andreas. Sie bieten 5 gemütliche Gästezimmer mit regionalem Frühstücksbuffet an. Der tolle Pool lädt im Sommer zum Baden ein (hartgesottene können auch in der kühleren Jahreszeit einen Schwumm nehmen).

Ich habe mit Andreas in Therwil die gleiche Primarschulklasse besucht. Beide sind sehr freundlich und umgänglich – wir können das Maison Catalina bestens empfehlen. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Marcel (Mittwoch, 02 Dezember 2020 20:37)

    Wiä immer super Bricht�� wiederhi schöni zyt
    Lg Marcel