Warten auf bessere Zeiten

 

15. März 2021 Jakobsbad

 

 

 

Nun sitzen wir in unserem Zuhause, einem Wohnwagen, aufgestellt auf dem Camping Jakobsbad 920 müM im Kanton Appenzell Innerrhoden. Im Süden der Kronberg 1663 müM, im Westen Urnäsch/AR, im Norden die Hundwiler Höhe 1306 müM und im Westen der Kantonshauptort Appenzell 780 müM. Jakobsbad bietet nebst dem Campingplatz die Kronbergbahn (Talstation ist ca. 5 Min. entfernt), eine Sommerrodelbahn, einen Kletterpark, 2 Skilifte, grosse Langlaufloipen, Schneeschuhtrails, Winter- und Sommerwanderwege, einen Barfussweg und einen Bach mit Wasserfall. Das dazu gehörende Dorf Gonten befindet sich ca. 1,4 km entfernt, in welchem die Dorfbäckerei wunderbares Brot anbietet.

Draussen schneit es wie verrückt, und das, obwohl wir Mitten im März sind. Noch gestern genossen wir die Sonne am Bodensee und fotografierten blühende Blumen und Sträucher.

 

Viel ist unterdessen geschehen und doch nur sehr wenig. In Punkto Reisen ist soviel wie gar nichts passiert. Blockiert durch Corona, harren wir aus und warten auf “bessere” Zeiten. Zum Glück können wir beide es nehmen, wie es ist, und hadern nicht mit der Situation. Trotzdem, so langsam steigt das Reisefieber und wir spüren hie und da ein Kribbeln in den Beinen. Zu gerne würden wir den Motor starten und losfahren. Wohin? Pläne machen wir schon länger keine mehr, denn es kommt sowieso anders. Ich glaube, wir würden einfach fahren und jeweils spontan entscheiden, in welche Himmelsrichtung es weitergehen soll.

Da dies momentan nicht möglich ist (auf jeden Fall nicht, wenn man Rücksicht nimmt und die Bestimmungen akzeptiert. Möglich muss es sein, denn wir lesen von nicht Wenigen, die immer noch oder bereits wieder unterwegs sind… aber halt auch, dass die Einheimischen nicht unbedingt erfreut über Touristen sind, in einer Zeit, in der vom Reisen abgeraten wird und alles auf Sparflamme läuft), haben wir uns hier ein kleines Nest gebaut.

 

Hier im Appenzellerland gefällt es uns sehr gut, wir fühlen uns wohl. Der Campingplatz ist überschaubar, freundlich, sauber und bietet erstklassige Sanitäranlagen. Nach Abklärungen auf einen freien Platz haben wir uns einen Wohnwagen gekauft und auf ricardo ein Wintervorzelt ersteigert. Unser Plan ist, hier soweit alles einzurichten, dass wir unser restlich eingelagertes Hab und Gut aus dem Aargau hierher zügeln und die Garagenmiete streichen können. Von einem Teil werden wir uns noch trennen müssen, so steht unter anderem ein wunderbares Doppelbett aus einheimischem Holz (Hüsler Näscht) inkl. 2 Lattenroste zur freien Verfügung.

Erst hiess es vom Platzwart, dass ungefähr um Ostern herum der momentan leer stehende Platz etwas ausgeebnet und gekiest wird und wir danach darauf dürfen. Solange stehen wir auf einem für Wohnmobile reservierten Platz, gleich neben den Sanitäranlagen, was sehr praktisch ist. Als dann der grosse Schnee schmolz und der Platz in seiner ganzen Pracht ersichtlich war, stellten wir fest, dass er zum Einen doch steiler als erwartet ist und zum Anderen die Nachbarn nördlich davon nicht so begeistert sind. Uns wurde ein zweiter möglicher Platz gezeigt, worauf zur Zeit ein “alter” Wohnwagen mit Vorbau und gemachter Terrasse steht. Dieser wird bald geräumt. Er befindet sich etwas weiter vom Sanitärgebäude weg, dafür wäre man etwas mehr am Rande und leicht erhöht, heisst, mit Aussicht.

 

Wo wir schlussendlich wirklich landen werden, wissen wir noch nicht. Wir sind es langsam gewohnt, in der Schwebe zu sein und sind mittlerweilen geübt im Abwarten und Tee trinken. Von Letzterem gibt es auch unzählige Sorten, davon auch sehr Leckere.

 

Im Wohnwagen haben wir deutlich mehr Platz als im Wohnmobil, welches nun auf dem Parkplatz wartet. Wir haben unser Geschirr aus der Garage geholt und es uns hier gemütlich gemacht. Fürs Vorzelt haben wir einen Minibackofen und eine Heißluft Fritteuse zugelegt und bereits kleine und grosse Leckereien genossen.

 

Wir unternehmen Wanderungen, mit und ohne liebgewonnene Nachbarn, Spaziergänge, Velofahrten, Fotopirsche. Gehen nach Urnäsch, Appenzell, Herisau oder Gossau einkaufen, besuchen Verwandte von Sylvia und werden besucht. Der Zoo von Gossau stand ebenso auf dem Programm wie eine Schneeschuhtour auf die Hundwiler Höhe oder ein Spaziergang am Bodensee.

 

Weihnachten verbrachten wir bei unseren Familien im Aargau und Basel, über Silvester fuhren wir mit Freunden ins Berner Oberland. Zwischendurch fahren wir weg, dies war mal der Ägerisee und ein andermal Tessin. Auf dem Heimweg via San Bernardino im Prättigau Verwandten-Besuch von Michel, durchs Fürstentum Liechtenstein sind wir zurück ins Appenzellerland gefahren.

 

Ab und zu fahren wir ins Unterland, sei es, um Kinder, Familie, Verwandte und Freunde zu besuchen, oder einen Arzttermin wahr zu nehmen. Dreimal haben wir ein WoMo-Dinner genossen. Das erste mal war ganz am Anfang, als diese Idee aus Deutschland in die Schweiz geschwappt ist. Am 20. Dezember 2020 assen wir vorzüglich im Gasthaus Schwanen in Alchenstorf/BE Cordon-Bleu. Via e-mail habe ich reserviert. Parkieren durften wir hinter dem Haus, von der Strasse abgewandt. Bedient wurden wir sehr zuvorkommend. Wir durften im Wohnmobil sitzen bleiben und die Gastgeber brachten Karte, Gedeck, Essen, Wein… die Übernachtung war kostenfrei. Das zweite mal hatten wir Lust auf eine Pizza. Unterdessen entstand auf facebook eine Seite namens “Wohnmobil-Dinner Schweiz”, welche alle anbietenden Restaurants auflistete. Ständig kamen Neue dazu. So entdeckten wir ein Restaurant in Oensingen, welches Pizza anbietet. Auch hier durften wir auf dem Parkplatz kostenfrei übernachten. Die Pizze mussten wir ins Restaurant wie Take-Away bestellen, zum Wohnmobil wurde sie dann geliefert. Da die Rechnung gleichzeitig mit dem Abräumen der Teller kam, wir jedoch noch Wein hatten, gingen die Gläser und die leere Flasche am Ende vergessen. Am anderen Morgen stellten wir diese dem Restaurant neben die Hintertüre. Das dritte Dinner nahmen wir in Ziefen/BL ein. Es war mein Geburtstag und ich lud Sascha dazu ein. So waren wir zu dritt und haben uns etwas amüsiert. Bestellt haben wir 1x grosses Cordon-Bleu (Michel) mit Pommes, 1x kleines Cordon-Bleu (Sylvia) mit Gemüse und 1x scharfes Cordon-Bleu (Sascha) mit Pommes. Das Kleine und das Scharfe waren gleich gross. Zuerst kam ein Grosses mit Gemüse und ein Kleines mit Pommes. So nahm ich den Teller mit Gemüse und Michel den Anderen. Die Cordon-Bleu’s haben wir ausgetauscht. Dann kam ein kleines Cordon-Bleu mit Pommes. Das erhielt Sascha. Beim Essen haben wir dann festgestellt, dass Seines mild und Meines scharf war, so haben dann auch noch Sascha und ich die Cordon-Bleu’s getauscht. Leider brachte sie nach dem Essen bereits die Rechnung, fragte weder nach, ob alles gut war, noch, ob wir ein Dessert wünschen.

 

So ist das halt, wie sonst im Leben auch. Manches läuft gut, manches perfekt und manches so so la la.

 

Wir haben auch schon selber Dinner im Wohnmobil gemacht. Einmal haben wir Sascha eingeladen, ein andermal Simon mit seiner Freundin Yara. Wegen Platzmangel und Corona-Bestimmungen (Anzahl Leute) konnte kein grosses Familienessen stattfinden. Wir freuen uns, wenn dies wieder möglich sein wird. Hier im Wohnwagen ist der Platz vorhanden, nur der Weg ist etwas weit. Fondue und Raclette geniessen wir regelmässig, passt es doch auch perfekt zum Wetter. Mal einen Kuchen backen oder sonst ein grösseres "Geköche" ist im Wohnwagen auch möglich.

 

Wer uns besuchen kommen möchte, ist sehr herzlich willkommen. Etwas zu essen und trinken wird es immer geben. Wer sicher sein möchte, dass wir auch bestimmt hier sind, meldet sich vorher telefonisch oder per e-mail, SMS - je nachdem könnten auch Rauchzeichen gelingen. Einfach versuchen :-)

 

-sf

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Kommentare: 1
  • #1

    Beatrix (Montag, 15 März 2021 15:19)

    Danke für den ausführlichen Bericht!
    Wir geniessen jetzt eine Woche Frei und erholen uns von diversen Hindernissen daheim.
    Auch hier in les Paccots schneits wie verrückt. Ideal für eine Schneeschuhwanderung. Nur das mit dem
    Einkehren unterwegs fehlt.
    Liebe Grüsse und weiterhin gute Laune euch!
    Liebe Grüsse Beatrix