Die Vielfalt der Bretagne

Vom Phare d’Eckmühl führte uns der Weg wiedermal nach Audierne. Audierne war 1976 Michels erste Bretagne Erfahrung, seitdem ist die Faszination für diesen Landstrich ungebrochen. Was hier immer wieder zu sehen ist, sind Surfer. Sobald eine Bucht mit tollen Wellen vorhanden ist, hat es trotz der kalten Wassertemperatur immer ein paar Surfer. Wir geniessen es an solchen Stränden barfuss durch den feinen Sand zu gehen. Teilweise ist der Sand an den Stränden wirklich weiss, fast wie Schnee. Kurz vor Audierne kommen wir an einem «SuperU» vorbei und entdecken die Waschmaschinen. So drehen wir im Kreisel eine Runde, um dahin abzubiegen und die notwendige Wäsche zu erledigen. In der Zwischenzeit können wir die im daneben liegenden Einkaufszentrum unsere Futtervorräte aufstocken. Nach dem Einkauf ist die Wäsche gewaschen und wir schmeissen die ganze Wäsche sogleich in den Tumbler und nutzen die Zeit für das Mittagessen.

Oft werden wir gefragt wie wir unsere Wäsche waschen. Bis anhin war es nie ein Problem, in Frankreich finden sich oftmals bei grossen Einkaufszentren im Aussenbereich mehrere grosse (bis 18 kg) Waschmaschinen. So wie wir unterwegs sind, benötigt man auch deutlich weniger Kleider als im normalen Leben.

Direkt vor Audierne, in Plouhinec, fanden wir einen tollen Camping direkt am Meer und terassiert angelegt, so hat jeder freie Sicht auf den Atlantik. Von hier aus kann man wunderbar der Atlantikküste entlang wandern, was wir dann auch ausgiebig taten. Dabei zeigte sich einmal mehr das typisch bretonische Wetter. Sah es doch eben erst noch nach Regen aus, zeigte sich schon bald die Sonne und wir wurden mit tollsten Lichtimpressionen belohnt.

Ein Besuch auf dem Markt in Audierne war leider etwas kurz, da wir zu spät losliefen. Beim Bäcker auf dem Markt noch ein Brot gekauft und im Gespräch, sagte ich zu ihm, dass er dank uns jetzt weniger nach Hause zurück schleppen muss. Er lachte und schenkte uns noch zwei Brote, so konnten wir am Sonntag ein reichhaltiges Frühstück mit 3 verschiedenen Broten geniessen. Da es uns hier so gut gefiel, blieben wir ein paar Tage. Mit Wanderungen und Fahrradtouren gingen die Tage schnell vorbei. Einen heftigen Sturm durften wir auch noch miterleben, es rüttelte die ganze Nacht. Teilweise war es uns nicht mehr wohl und wir hatten Bedenken, ob unser Wohnmobil wirklich stehen bleibt. Am nächsten Morgen war der Wind wieder sanft und der Regen vorbei.

Point du Raz, der westlichste Punkt des französischen Festlandes, war unser nächstes Ziel. Irgendwie ein magischer Ort. Es ist beeindruckend, wie wild und rauh hier der Atlantik an die Felsen prallt. Vor allem an diesem Tag, wo ein starker Wind wehte. Es war schwierig, eine Langzeitaufnahme mit dem Fotoapparat zu realisieren, der Wind brachte das Stativ immer wieder ins Wackeln. Wir beschlossen, die Nacht dort zu verbringen, in der Hoffnung auf einen tollen Sonnenuntergang. Es lohnte sich, wir wurden mit einer wahnsinnigen Stimmung belohnt und konnten ein paar tolle Bilder schiessen. Dies ist jedesmal ein bewegender Moment, wenn wir diese schönen Bilder anschauen dürfen.

Wir fuhren weiter etwas mehr ins Landesinnere nach Locronan. Dieses Städtchen stammt aus dem Mittelalter und ist weitgehend so erhalten, wie es damals gebaut wurde. Die Geschäfte und Läden dürfen keine Leuchtreklame oder andere Werbetafeln am Haus montieren. Wunderbar, dass sowas noch möglich ist. Sylvia war von Locronan so begeistert, dass Sie am Morgen früh bei Tageserwachen gleich nochmals mit der Kamera loszog und tolle Bilder nach «Hause» brachte.

In Camaret-sur-Mer trieb es uns wieder einmal mehr zum Schiffsfriedhof. Hier liegen alte, ausgediehnte Schiffe und zerfallen. Hungrig kamen wir zum WoMo zurück und Sylvia kochte göttliche Spaghetti mit Crevetten.

Fôret de Huelgoat hiess das nächste Ziel. Ein von Sagen aus der Zeit von König Artus umwobener Wald. Ein Wald voller Mystik. Etwa zwei Stunden wanderten wir die verschiedenen Plätze, die mit Geschichten aus der alten Königszeit verbunden sind, ab.

Zur Abwechslung hatten wir mal wieder eine heftige Sturmnacht, dementsprechend bescheiden war der Schlaf. So waren wir früh los gefahren Richtung Pontivy. Hier sollte gemäss Recherche ein Campingplatz sein. Diesen fanden wir auch, leider war er bereits im Winterschlaf. Da wir nicht gleich einen anderen Platz fanden, überlegten wir doch auf den Platz zu fahren, es war alles offen und keine Barriere, die den Platz schliessen könnte. Wir entschieden uns, ausserhalb zu parken und etwas zu essen, um anschliessend die Stadt zu besichtigen und erst am Abend auf den Platz zu fahren. Während wir am Mittagessen waren, wurden wir von Baggerlärm gestört. Nach dem Essen mussten wir feststellen, dass nun der Eingang zum Camping mit zwei grossen Felsbrocken versperrt wurde. Gut, haben wir uns nicht dort drinnen platziert, wären da nicht mehr rausgekommen. Wir haben dann auf einem Parkplatz direkt am Fluss mit Sicht auf die Boote einen Schlafplatz gefunden.

Die Weiterfahrt am nächsten Tag war von viel Regen geprägt, so fuhren wir etwas weiter als ursprünglich geplant nach Rochefort-en-Terre, einem weiteren mittelalterlichen Städtchen. Auch hier wähnt man sich ins 15. Jahrhundert zurück versetzt. Das Wetter war mittlerweile wieder wunderbar, und liess die Weiterfahrt durch herrliche Landschaft im Nu vergehen. Auf dem Weg wollten wir unbedingt beim Château de la Bretesche vorbei fahren. Es ist ein Wasserschloss und steht inmitten einer Parkanlag, die als Golfressort mit Hotel fungiert. Ein sehr schönes Schloss, man sieht, dass hier einiges an Aufwand für die Erhaltung dieses Schmuckstücks betrieben wird.

Mittlerweile war eine Woche vergangen seit wir das letzte Mal auf einem Campingplatz waren. So gönnten wir uns den Luxus und checkten auf einem kleinen Camping in La Tessouale ein. Die Besitzer haben den Platz erst Anfangs Jahr übernommen, nachdem dieser mehrere Jahre nicht mehr bewirtschaftet wurde. Deutlich war zu sehen wie viel Arbeit hier geleistet wurde, um einen schönen Platz zu schaffen. So wie andere Leute einen Wachhund haben, befand sich auf diesem Platz ein Wach-Schaf. Im Nachbarort Maulévrier liegt der Parc d’Oriental, angeblich einer der Grössten in Europa. Bei solch französichen Superlativen wissen wir mittlerweile, dass dies nicht allzu ernst zu nehmen ist.

Der Park ist schön und auf jeden Fall einen Besuch wert. Angenehm war auch, dass es nicht allzu viele Besucher hatte.

 

Wir haben uns entschieden, es wie die Zugvögel zu machen und ziehen langsam weiter südwärts an die Wärme.

 

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