Der Wärme entgegen

Wir haben das unbändige Verlangen nach etwas sommerlicher Wärme. Das Studium der Wetterapp verspricht im Süden Spaniens deutlich mehr Wärme. So beschliessen wir den Weg Richtung Süden einzuschlagen und Frankreich relativ zügig zu durchqueren. Einen ausgiebigen Zwischenstopp legen wir bei Toulouse ein. Etwas ausserhalb finden wir einen Campingplatz, der geöffnet ist. Mit dem Fahrrad sind es etwa 17 km dem Canal du Midi entlang direkt ins Herz der Stadt Toulouse. Die Fahrradstrecke ist toll und mit den Baumalleen in bereits herbstlichem Kleid ein Genuss. Das Wetter ist sehr schön jedoch bereits herbstlich kühl, erst gegen Mittag wird es angenehmer. Toulouse gefällt uns. Am meisten beeindruckt waren wir von den vielen Hausbooten auf dem Canal du Midi und auch wie der Kanal ins Verkehrskonzept integriert ist. So fährt man mit dem Fahrrad über eine Brücke, unter uns der Strassenverkehr und neben uns die Kanalbrücke wo die Boote auf gleicher Höhe wie der Veloweg an einem vorbei ziehen.

 

Von Toulouse führt unser Weg direkt nach Barcarès. Hier verbrachte Michel unvergessliche Ferien als 18-jähriger und ist natürlich gespannt, wie das heute aussieht und ob er noch etwas erkennt. Der ausgewählte Stellplatz liegt direkt am Hafen. Wir haben das Glück, einen Platz an vorderster Front zu ergattern und können den Booten, die vorbei fahren, zuschauen. Einmal mehr ziehen wir mit den Fahrrädern los, um die Gegend zu erkunden. Alte Erinnerungen werden wach und es gibt tatsächlich Dinge, die Michel wiedererkennt. Nach 2 Tagen zieht es uns wieder weiter und unser nächstes Ziel ist Collioure. Unzählige Male bereits besucht und jedes mal wieder ein Highlight. Für Michel jedesmal irgendwie ein Heimkommen. Auch Sylvia geniesst diesen schönen Ort jedesmal wieder. Der Stellplatz liegt ausserhalb der Altstadt, erhöht über der Stadt. Kein Problem mit dem Fahrrad, steil runter und auf dem Rückweg steil bergauf, dank E-Unterstützung aber halb so wild.

 

Céret lassen wir diesmal aus, passt vom Wochentag her nicht in unseren Reiseplan. Céret muss an einem Samstag besucht werden, denn dann ist Markt und dies ist einer der schönsten Märkte.

 

Nach langem Reisen in Frankreich wechseln wir nun nach Spanien. Für uns beide ein relativ unbekanntes Land. Bis anhin waren wir beide jeweils nur kurz in Spanien. Sylvia etwas mehr als Michel. So waren wir schon gespannt, was uns da so erwartet. Unser erster Halt ist auf einem Camping in Pineda de Mar. Dieser liegt etwa 50 km ausserhalb des Stadtzentrums von Barcelona.

 

Mit dem Zug fahren wir in etwa 50 Minuten direkt ins Zentrum von Barcelona. Ein ausgiebiger Rundgang zeigt uns die vielen Facetten dieser Stadt. Rasch merkt man wo die Touristen Hotspots sind. Die Gaudí Häuser und die Sagrada Familia sind die Hauptmagnete. Auch der Parc Guell den wir nach einem längeren Fussmarsch erreichten, ist gut besucht. Als uns die freundliche Dame beim Ticketautomaten den Eintrittspreis nennt, ist Michel doch etwas überrascht über den genannten Preis und bringt dies auch zum Ausdruck. Prompt fragt uns die Dame, ob wir Rentner sind und schon ist der Preis nur noch die Hälfte. So schliessen wir daraus, dass das lange Marschieren uns deutlich altern liess. Ein beeindruckender Rundblick über ganz Barcelona ist die Belohnung für den langen Weg. Am Abend treffen wir Marcello, ein alter Freund aus Sylvias Kindertagen. Marcello lebt mittlerweile seit 30 Jahren in Barcelona und so erfahren wir aus erster Hand, wie das Leben hier so abläuft. Auch über die strenge Zeit des C-Lockdowns wird berichtet, einmal mehr haben wir die Bestätigung, in keinem Land blieb den Bürgern so viel Freiheit wie in der Schweiz.

 

Spät in der Nacht sind wir zurück auf dem Camping und so brauchen wir etwas Erholung. Diese geniessen wir am folgenden Tag mit einem gemütlichen Spaziergang am Strand.

 

Unser nächster Übernachtungsplatz erweist sich als nicht so tolle Location. Die ganze Nacht Party ohne Ende. Die Spanier sind ein Volk von Party und Lebensfreude, manches mal ist es uns zuviel. Seit einiger Zeit hören wir immer wieder ein unerklärliches Pfeiffen von der Hinterradbremse. So im Gespräch merken wir, dass dieses Pfeiffen nach der Rückrufaktion, die wegen Bremsproblemen erledigt wurde, angefangen hat. Jetzt wird es immer schlimmer und ein Halt bestätigt die Befürchtung. Die Bremse hinten links wird viel zu heiss. Wir machen uns auf die Suche nach einer Mercedes Garage und werden auch fündig. Allerdings sind die Angestellten nicht gewillt, sich das Problem anzuschauen. Ausserdem ist die Verständigung fast unmöglich, wir sprechen kein Spanisch und in der ganzen Mercedes Garage ist niemand, der Englisch kann, geschweige eine sonstige Fremdsprache. Irgendwie bekommen wir von einer anderen Mercedes Werkstatt eine Adresse mit dem Hinweis, dass wir dort anrufen können für einen Termin. Nach einigem Drängen bringe ich den Werkstattleiter dazu, in dieser Garage anzurufen um einen Termin zu bekommen. Da Freitag ist, will natürlich niemand mehr irgend etwas arbeiten, so bekommen wir erst für Dienstag einen Werkstatttermin. Wir suchen nun möglichst in der Nähe der Mercedes Werkstatt einen Campingplatz, wo wir das Wochenende verbringen können. Die Auswahl ist sehr beschränkt, aber wir werden fündig. Die Zufahrt ist abenteuerlich, direkt ab der Schnellstrasse ohne eine Ausfahrtsspur, biegt man auf die Platzzufahrt ab. Nach erfolgreichem einchecken beziehen wir unseren Platz. Direkt vor dem Camping ist ein grosser Strand. Das Wetter ist toll und wir geniessen die Sonne. Über uns liegt die Anflugschneise für den Flughafen Barcelona, so ist für Unterhaltung gesorgt. Neben uns stehen Axel und Olga aus Deutschland und wir kommen mit Ihnen ins Gespräch. Die beiden sind ebenfalls Langzeitreisende und so haben wir uns viel zu erzählen. Beim Thema Fotografie kommen von Alex einige Fragen, da er sich nicht so auskennt, aber gerne tolle Fotos machen würde. So geben wir spontan einen Fotokurs und Alex schreibt sich alles auf und lernt sehr schnell. Eigentlich wollen die beiden am nächsten Tag weiterreisen, beschliessen aber spontan noch einen Tag anzuhängen. So verbringen wir noch ein paar gemütliche, gemeinsame Stunden. Es hat uns gefreut Eure Bekanntschaft zu machen.

 

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