Wie es dazu kam - unsere Geschichte


Als wir Ende Oktober 2016 am Suisse-Caravan-Salon in Bern den Kaufvertrag für unser erstes Wohnmobil, den Kastenwagen Pössl-2-Win Plus auf Citroën-Basis, unterzeichneten, konnten wir noch nicht ahnen, wohin dies führen wird.

 

Nach langem Warten und mehrmaligem vertröstet-werden durften wir diesen dann Ende August 2017 in Empfang nehmen. Erste Reisen führten uns bereits im September und nochmals im Oktober nach Niederlanden, Belgien und Frankreich. Im Winter darauf genossen wir viele Wochenenden, Kurze wie auch Verlängerte, in der Schweiz. Im Sommer 2018 und 2019 führte uns der Weg in die Bretagne, die halbe Heimat von Michel (sein Vater ist in der Bretagne geboren und aufgewachsen). Wild und rauh, voller Blumen und türkisfarbenem Meer, mit alten Steinhäusern und Charme ohne Ende, so präsentierte sich uns dieses Land, in welches wir uns komplett verliebten. Sylvia träumte von einem Häuschen in der Bretagne, als Gîte oder Chambre d’Hôte zu betreiben, sich im Garten mit Gemüsen und Früchten zum Teil selbst zu versorgen und einfach zu leben. Im Sommer 2019 entstanden diese Träume und Gedanken, welche weiter gesponnen wurden und durch viele Diskussionen sowie auch Besuche in der Bretagne im Herbst ’19 konkretisiert wurden.

«Mit dem Wohnmobil Europa zu bereisen und falls es uns irgendwo sehr gefällt und das Ganze drumherum stimmt, so könnten wir auch sesshaft werden. Alles kann, nichts muss.»

Im Winter 2019 entschieden wir uns, den Pössl zu verkaufen und ein grösseres Wohnmobil mit mehr Raumgefühl und Platz zu erwerben. Wir glaubten, dies im Benimar Perseo 567 auf Basis Fiat Ducato gefunden zu haben. Als wir ihn im Januar 2020 in Empfang nehmen konnten, wurde ein Teil wie Küchenutensilien oder Bettwäsche eingerichtet und mit halbem Dieseltank ging es auf die Waage. Der Schreck war gross, denn das zulässige Maximalgewicht von 3,5 Tonnen wurde bereits erreicht. Dies, ohne Insassen, ohne E-bikes, ohne Kleider oder Esswaren. Nach weiteren etlichen Diskussionen und Abwägen von Möglichkeiten gaben wir den Auftrag, das Fahrzeug auf 4,24 Tonnen aufzulasten. Michel konnte seinen Ausweis nur mit einem Arztbesuch auf die Kategorie C1 umschreiben lassen, da er bereits im Militär den LKW-Ausweis erhalten hatte. Für Sylvia hiess es, die kleine Lastwagen-Prüfung zu absolvieren. Den Lernfahrausweis bereits beantragt, kam der Corona-Lockdown in die Quere und verhinderte, sich für die theoretische Zusatzprüfung anzumelden. Ende Mai konnte dann endlich die Theorieprüfung abgelegt werden und am 9. Juli die praktische Prüfung.

«Das Covid-19 machte uns einen Strich durch die Rechnung.»

Ende Januar 2020 kündeten wir beide unsere Arbeit auf Ende März 2020. Unser Terminplan sah ursprünglich wie folgt aus:

  • Per 1. April stellenlos und Zeit, das Wohnmobil komplett einzurichten und das Haus leer zu räumen
  • Per 1. Mai mit dem Wohnmobil die Schweiz zu verlassen und als Erstes Kroatien anzufahren, danach die Städte Wien und Salzburg, anschliessend Freunde in Nordbayern zu besuchen und weiter via Calais nach Grossbritannien überzusetzen und der Küste entlang bis nach Schottland zu fahren.

 

Alles ohne Zeitplan, ohne Eile und immer der Möglichkeit, abzuändern nach Lust und Laune.

 

Das Covid-19 machte uns einen Strich durch die Rechnung und verzögerte alles um ca. 3 Monate. Dazu kam, dass uns nach mehrwöchigem Testen des Wohnmobils innerhalb der Schweiz (wir kurvten kreuz und quer im Land und jeweils pünktlich zur wöchentlichen Fahrstunde zurück in die Nordwestschweiz, im Haus wurde nur noch die Waschmaschine in regelmässigen Abständen benutzt, sowie die Dusche, wenn wir vor Ort waren) klar wurde, dass der Benimar Perseo 567 unseren Vorstellungen nicht genügt, bzw. nicht zu dem passt, wie wir ihn benutzen wollten.

«Im Nachhinein sind wir schlauer (wie so oft im Leben).»

Im Nachhinein sind wir schlauer (wie so oft im Leben) und wissen, dass es zig verschiedene Punkte zu beachten gilt bei der Auswahl des gewünschten Wohnmobils. Trotz des hohen Verlustes haben wir uns entschieden, einen Wechsel vorzunehmen. Wir haben viele Händler besucht, uns mehrfach beraten lassen, in Foren gelesen, Fragen gestellt und Antworten gefunden. Unsere neue Wahl fiel auf einen Hymer der B-Klasse (da doppelter Boden = viele Staufächer und Gewichtsverteilung auf der ganzen Länge) mit 7 Meter Länge (die 40 cm kürzer als beim Benimar waren vor allem im Überhang deutlich spürbar) auf Basis Mercedes Sprinter mit 4,43 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Der einzige Nachteil war, dass wir das Fahrzeug so nehmen mussten, wie es ausgestellt war. Hätten wir die Ausstattung selbst wählen wollen, hätten wir im Minimum 10 Monate warten müssen. Unser gewähltes Fahrzeug war unter anderem inklusive TV und SAT-Anlage sowie einem Backofen mit Grill ausgestattet. Beides hätten wir nicht gewählt, im Nachhinein sind wir jedoch nicht unglücklich. Im Backofen wurden bereits ein schmackhafter Sonntags-Zopf wie auch schon eine Aprikosen-Wähe gebacken, im Grill haben wir Pizza und Poulet sowie Sommer-Gemüse im Blech gebraten. Auch den TV konnten wir bereits einmal an einem Regentag mit cineastischem Surround-sound geniessen.

Den Benimar Perseo 567 gaben wir am 15. Juli 2020 dem Benimar-Händler mit dem Auftrag zurück, ihn für uns zu verkaufen.  Am 16. Juli 2020 konnten wir den Hymer B-MC T580 abholen. Das Haus komplett leergeräumt und von uns verlassen wurde es am 22. Juli 2020 – seither leben wir zu 100% im Wohnmobil. Der Hymer wurde also während 3 Wochen auf Herz und Nieren getestet und hat zu unserer vollsten Zufriedenheit bestanden.

Währenddessen wurde auch unser Haus verkauft. Einen Teil unseres Hab und Gut haben wir in einer Garage gelagert, den ganzen Rest wurde durch uns während dem ersten Halbjahr über Internet, Flohmarkt, ricardo etc. verkauft, zum Teil verschenkt und entsorgt.

 

Am 15. August 2020 haben wir die Grenze von der Schweiz nach Frankreich in Genf überquert. Unser vorläufiger Plan ist ziemlich planlos. Vorerst bereisen wir Frankreich und lassen uns leiten vom Motto «Der Weg ist das Ziel»! Da Corona vorerst und absehbar nicht so schnell wieder verschwindet, wird dieses Virus und seine Folgen unsere Ziele jederzeit ändern können. Wir fügen uns dem Schicksal und machen das Beste daraus, passen uns an, suchen und finden unseren Weg.

 

Die Fotografie, unser beider Hobby, wird dokumentarisch und manchmal vielleicht auch künstlerisch unser Reisen, unser Leben, unser Sein festhalten und via Internet manchmal mehr und manchmal weniger privat und / oder öffentlich zugänglich machen.

 

Nichts ist für immer. Das einzig Beständige ist die Veränderung.

Danke

 

Vielen Dank an Marcel für die Unterstützung in administrativen Belangen, Simon und Sascha für’s Gehenlassen und trotzdem immer Dasein, an Trudi, Christian, Fabien und Nadja für das Akzeptieren dieser Entscheidung, an Christa und Toni für die mentale Unterstützung, an Daniel für die erfolgreiche Fahrausbildung, unseren Nachbarn Karin, Lars und Patricia für diverse Hilfeleistungen, an alle Verwandte und Freunde, welche uns auf unserem Weg dahin begleitet haben. Wir denken oft an Euch und freuen uns auf ein Wiedersehen.